Artur Bomerski / Vizoom
Während eines Besuchs an der winterlichen Ostseeküste in Danzig, sah ich bei einem Starandspaziergang eine Wasserrutschenkonstruktion, die für die Winterzeit ausser Betrieb gesetzt wurde. Es war eine interessante Erscheinung: Mit Metalltafeln abgesperrt wirkte sie wie in einen Winterschlaf gefallen, wartend auf die ersten warmen Sonnentage. Zurück im Studio beschloss ich beim Betrachten der Fotos, diese etwas pitoreske Szene in 3D umzusetzen in den freien Stunden zwischen den Projekten.
So ein freies Projekt ist stets eine gute Möglichkeit, ganz neue Methoden und Tools auszuprobieren, für die in den Auftragsprojekten oft nicht genug Zeit bleibt…und man hat natürlich alle Freiheiten in der Szene bezüglich Kamera, Licht und anderen Faktoren.

Die Inspiration: Eins der Originalphotos, die ich Vorort aufgenommen habe. Gerade für die Modellierung der Tragkonstruktion waren diese ganz hilfreich.
Gewöhnlich legen wir in unserem Workflow viel in der Postproduktion an, setzen zum Beispiel Teile der Landschaft aus Fotos zusammen als eine Art Collage. Wir mögen diese kreative Arbeitsweise: Anders als in 3D, wo einiges über technische Parameter angelegt wird und in Tests überprüft wird, entstehen Teile des Bildes so direkt und spontan. Man arbeitet mehr nach Gefühl, es ist eher wie Malen.
In einer Auftragsarbeit ist auch oft die Zeit knapp und wenn die Basis in 3D angelegt ist, sind manche Schritte in Photoshop einfach schneller…und man ist flexibler, wenn kurz vor der Abgabe z.B. noch ein Baum verschoben oder rausgenommen werden muss.
Hier beschloss ich den anderen Weg zu gehen und die komplette Szene als CGI (computer generated image) anzulegen, um zu sehen, was für mich machbar ist ohne die Hilfe eines Bildbearbeitungprogramms. Natürlich kamen am Ende noch kleinere Farbanpassungen hinzu, aber tatsächlich sind hier nur die Menschen als 2D-Objekte eingefügt. Wir nutzen zwar immer mehr auch Personen als 3D-Objekte (nicht für den Vordergrund!), aber die Auswahl ist immer noch sehr eingeschränkt.

Die Szene in 3D gesetzt: Die See, Sandstrand, links die Dünen und ein Baumhain hinter ihnen, die Wasserrutschenkonstruktion. Ich fügte zwei umzäunte Bereiche hinzu, vielleicht werden dort andere Teile dieser Anlage gelagert, da ich sah, dass sie im unteren bereich teils abgebaut war..
Bewölkt mit leichtem Nebel, etwas windig.

Dies ist ein Clay-Bild für das erste Aufnahme: Der Blick vom Wasser.
Die Wellen passend auszubilden und das Wassermaterial mit Hilfe entsprechender Textur einzustellen, war hier einer der Hauptschritte, auch der leichte Nebel im Hintergrund.
Ich fand ein passendes Modell einer Möwe, ohne Textur, so dass diese erst über den Vogel gemalt werden musste. Das Modell war geriggt (Elemente durch „Gelenke“ beweglich), so dass schnell 10 verschiedene Varianten daraus generierbar waren mit unterschiedlichen Positionen der Flügel.

Regen und die ersten Sonnenstrahlen.

Wieder ein Clay-Bild:
Üblicherweise würden wir den Regen sicher eher nachträglich in der Bildbearbeitung einfügen, die Tropfen als 2D-Textur. Es war also eine gewisse Herausforderung, diese diesmal in 3D anzulegen. Ich experimentierte zunächst mit Bewegungsunschärfe, die ja direkt in 3d möglich ist, schleisslich wurden es jedoch 6 unterschiedliche Wassertropfen, vertikall gestreckt und dann über die Szene verteilt als Scattering. Ich war kurz unsicher, ob Vögel beim Regen überhaupt fliegen, aber manchmal tun sie es tatsächlich!

Sonnenlicht, etwas diffus.

Wieder ein Clay-Bild zunächst:
Die Dünenpflanzen mussten für diese Aufnahme etwas weitergehender eingestellt werden, da sie doch nah vor der Kamera auftauchen. Ich verschob auch oder löschte manche von Ihnen heraus: Sie wurden zunächst als zufällige Gruppen durch die Software verteilt (Scattering) und mussten dann von Hand angepasst werden entsprechend dem Blick für eine bessere Gesamtkomposition.
Die Oberfläche und Haptik der Wasserrutsche tritt hier auch mehr in den Vordergrund: Für die Tragwerkkonstruktion legte ich ein Material neu an, das im Grunde aus drei besteht, die über eine Noise-Funktion übereinander eingeblendet werden: Die unterste Schicht ist ein mattes Metall, darüber stellenweise Rostmaterial und oben etwas verblasster hellblauer Lack mit Unterbrechungen als Abplatzstellen.

Später Nachmittag, fast Abend.

Die letzten beiden Bilder: Ein Blick von der Seite als Übersicht und eine Nahaufnahme. Für alle Bilder wurde jeweils ein HDRI-Bild benutzt, um das Licht einzustellen: Das Gegenlicht im Nahblick bringt die Transluzenz der Rutschenröhre hier gut zur Geltung. Das Material dafür wurde als SSS-Material angelegt, das bei Oberflächen wie Wachs auch meist eingesetzt wird. Benutzte Software: Vectorworks für die Modellierung der Wasserrutsche und Umzäunung, Cinema 4D + Coronarender für die eigentliche Visualisierungsarbeit, Forester für Pflanzen und Vögel (Scattering), Hot4D-Plugin für die Modellierung der Wasserwellen, Adobe-Photoshop für nachträgliche Farbkorrektur und Einsatz der Menschen.
Tiefes Gegenlicht, früher Morgen.

